Wir alle haben schon oft davon gehört: Es gibt ein massives Müllproblem auf unserer Welt!
Und man sieht es ja bereits vor der eigenen Haustür. Hier eine achtlos weggeschnippte Zigarettenkippe, da ein eine einfach stehengelassene Coladose und - ups - ist das Bonbonpapier gerade neben den Mülleimer gefallen ? - Na egal, hat ja keiner gesehen!
Doch die durchs Littering verdreckten Straßen sind nur ein Teil des Problems. Auch der Umgang mit den Abfällen aus unseren Haushalten und der Industrie trägt nicht gerade zu einer Verbesserung der Situation bei.
Während 2016 das weltweite Abfallaufkommen noch bei “nur” 2,02 Milliarden Tonnen lag, werden für das Jahr 2030 bereits Mengen von knapp 2,6 Milliarden und 2050 sogar beinahe 3,5 Milliarden Tonnen Müll erwartet.
Vorreiter in der Abfallproduktion sind die USA mit etwa 811 kg Müll pro Einwohner pro Jahr. Jedoch liegt auch Deutschland mit 632 kg über dem weltweiten Durchschnitt von circa 500 kg pro Kopf pro Jahr.
Trotzdem befinden sich die Vereinigten Staaten auf der Liste der 38 größten Müllsündernationen 2022 erst auf dem 25. Platz wieder. Das Ranking der Nationen beruht auf dem Welt-Abfall-Index, welcher die Effizienz der Abfallwirtschaft eines Landes bewertet. Unter die Bewertungskriterien fällt nicht nur der produzierte Müll als solcher, sondern auch die Recyclingquote, die Verbrennung oder illegale Entsorgung des Abfalls. Angeführt wird das Ranking von der Nation mit dem besten und effizientesten Abfallmanagement. Derzeit ist dies Südkorea. Deutschland bewegt sich nach Dänemark auf dem dritten Platz. Das Schlusslicht dieser Statistik bildet die Türkei. Zwar fallen dort rund 200 kg weniger Müll pro Kopf an, jedoch wird beinahe die Hälfte davon illegal entsorgt.
Es ist mehr als offensichtlich, dass solche Abfallmengen ein riesiges Problem für unseren Planeten und das Leben darauf darstellen. Ein Versuch die Situation etwas in Griff zu bekommen, zeigt sich im Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Diese soll den immer neuen Ressourceneinsatz und das Abfallaufkommen verringern bzw. vermeiden, indem Material oder Produktionskreisläufe geschlossen und somit optimiert werden.
Die fünfstufige Abfallhierarchie stellt diese Maßnahmen in Hinblick auf das Verhältnis von Priorität und Abfallmenge dar. So bildet die Vermeidung von Müll den größten Teil der Pyramide mit der höchsten Priorität. Wege diese Maßnahme umzusetzen liegen zum Beispiel in der Produktion mit weniger Ressourcen oder der Ersparnis von Verpackungsmaterial. Auch langlebigere und reparaturfreundlichere Ware hat geringere Abfälle zur Folge.
Die zweite und dritte Ebene dieser Hierarchie handeln von der Wiederverwertung und dem Recycling, also die Auf- und Umarbeitung des Mülls. Nicht nur aus Kunststoffabfällen können so wieder neue Produkte entstehen, auch das Kompostieren des Biomülls zählt dazu.
Die zwei kleinsten Stufen der Pyramide zeigen die sonstige Verwertung und Entsorgung des Abfalls, zum Beispiel die Müllverbrennung zur Gewinnung thermischer Energie.
Leider gestaltet sich die Vermeidung von Müll oftmals schwierig, da zum Beispiel noch keine geeigneten nachhaltigen Lösungen gefunden wurden oder diese zu teuer sind.
Daher ist eines der wichtigsten Ziele der EU-Abfallhierarchierichtlinien die Wiederverwertung, insbesondere des Verpackungsmülls. Bis zum Jahr 2025 sollen deshalb 50 Prozent der Kunststoff- und 75 Prozent des Papierverpackungen recycelt werden. Deutschland hat sich sogar vorgenommen, bis 2022 mindestens 63 Prozent der Kunststoff- und 90 Prozent der Papierverpackungen zu recyceln.
Deshalb ist in Deutschland die Mülltrennung auch gesetzlich vorgeschrieben.
Das Thema Recycling wird uns allen stets aufs Neue ins Bewusstsein gerufen und mittlerweile ist es für die meisten Menschen in Deutschland selbstverständlich, Pfandflaschen wieder abzugeben und ihren Hausmüll zu sortieren. Immer mehr Produkte weisen auf ihren Verpackungen sogar auf die richtige Entsorgung ihrer einzelnen Bestandteile hin. Zum Beispiel das Abtrennen der Pappummantelung oder des Aludeckels vom Joghurtbecher.
So kann der eigentlich unbrauchbare Müll wieder nutzbar gemacht werden, sodass er erneut in den Produktionskreislauf einfließen kann. Bestenfalls lässt sich das Material mehrmals recyceln. Altglas lässt sich so zum Beispiel einschmelzen und zu neuen Glasflaschen machen.
Kunststoffabfälle müssen dafür zunächst zerkleinert und gereinigt werden, sodass Kunststoffgranulat entsteht. Darauf folgt eine Qualitätskontrolle, die darüber entscheidet ob und als was sich das Granulat überhaupt noch verarbeiten lässt.
Viele Produkte können daher gar nicht gänzlich recycelt werden. Chipstüten gehören beispielsweise zu den Mischkunststoffen. Aufgrund des bedruckten Materials und den Essens- und Geruchsresten eignen sie sich nicht mehr für ein gleichwertiges Produkt.
Oftmals finden sich diese Abfälle dann in einem Downcyclingprozess wieder. In diesem entstehen qualitativ schlechtere Produkte, die allerdings trotzdem einen wichtigen Beitrag in der Kreislaufwirtschaft spielen, da das Downcycling mehrmals angewandt werden kann. Es ist jedoch wie auch Recycling recht energieaufwendig und daher teuer.
Insofern ist es kaum verwunderlich, dass die aktuelle Recyclingquote nicht ganz so gut ist, wie es angebliche Zahlen zeigen. Viele Abfälle werden nämlich nach dem Sortieren in Recyclinganlagen trotzdem verbrannt oder illegal exportiert. Dennoch werden sie in Deutschland als recycelt gewertet.
Das Exportieren von Müll scheint insgesamt auch ein weitaus lukrativeres Geschäftsmodell darzustellen. Der Wert des jährlich aus Deutschland exportierten Plastikmülls beträgt so etwa eine drittelmilliarde Euro. Exporteure sparen sich so die teuren Entsorgungsgebühren und Importeure verdienen an dem Müll, den sie zumeist illegal auf Deponien abladen oder verbrennen. Die EU exportierte 2021 rund 1,1 Milliarden Tonnen Kunststoffabfälle ins Ausland.
Vor allem Deutschland, die Niederlande und Großbritannien verschiffen ihren Müll in Länder wie zum Beispiel die Türkei. Nachdem China 2018 den Import von ausländischen Abfällen verboten hat, ist die Türkei zum neuen größten Markt geworden. Dies hat natürlich verheerende Auswirkungen auf die dortige Bevölkerung und Umwelt. Der Rauch des verbrannten Mülls ist zum Beispiel krebserregend, Gewässer und Böden werden durch Chemikalien verschmutzt und Tiere sterben, da sie die giftigen Abfälle fressen oder sich darin verfangen. Menschenrechte und der Umweltschutz werden also mit Füßen getreten und die Regierungen schaffen es nicht das Problem trotz gesetzlicher Verschärrfungen in den Griff zu bekommen.
Schlussendlich muss man leider feststellen, dass mit dem anfallenden Müll nicht das passiert, was uns allgemein von der Obrigkeit suggeriert wird.
Das Problem der illegalen Müllentsorgung ist in der Öffentlichkeit zudem weitaus weniger populär, als zum Beispiel die Debatte um das Verbot von Einwegprodukten zur Vermeidung von Littering. Liegt es nur daran, dass wir die Verschmutzung durch Littering direkt sehen können, während riesige Mülldeponien in der Türkei so weit entfernt erscheinen? Oder wird das Verschiffen von Müll etwa durch die Regierung in gewisser Weise gebilligt, um Quoten zu schönen und Geld zu scheffeln?
Die Frage in wie weit die Politik hier ihre Hand im Spiel hat und was auf die Kappe von Großkonzernen fällt lässt sich so in diesem Rahmen nicht beantworten. Kritisch betrachtet sollte sie dennoch werden.
Und trotzdem: Wer erst einmal auf solche Praktiken aufmerksam gemacht wird, verfällt leicht in eine “Ich-kann-ja-eh-nichts-ändern”-Mentalität und zweifelt an dem Nutzen des eigenen Handelns. Warum sollte ich meinen Hausmüll akribisch trennen und Abfallgebühren bezahlen, wenn er ja eh irgendwo einfach verbrannt wird?
Nein, solch eine Denkweise ist natürlich genauso falsch. Gerade weil dieses Problem besteht, muss verstärkt dagegen gehandelt werden!
Mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung, nachhaltigere Lebensstile und Druck auf die Politik würden vermutlich schon einiges ins Rollen bringen können!